Die wichtigsten Tipps zur Betriebsgründung

Als Handwerker in die Selbstständigkeit

In Deutschland machen sich rund 350.000 Existenzgründer Jahr für Jahr selbstständig. Eine Entscheidung, die Weitblick erfordert. Von der Planung über die Finanzierung bis hin zur Rechtsform. Doch was sind die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg in die Selbstständigkeit? Ein Überblick.

Das Handwerk stellt eine der größten Branchen der deutschen Volkswirtschaft. Doch wie mache ich mich mit einem eigenen Betrieb oder einer Dienstleistung selbstständig? Und bringe ich die nötigen Chef-Qualitäten mit? Fragen, die ebenso im Raum stehen, wie die nach der Meisterpflicht – denn für eine Existenzgründung sind häufig hohe Qualifikationen gefragt. Gründung ja, doch womit fängt man eigentlich an? Zunächst empfehlen wir, den Status quo und damit zusammenhängende Qualifikationen, Mitgliedschaften und Versicherungspflichten zu klären.

Zulassungspflichtig: Die Frage der Meisterpflicht

Vielen Handwerksberufen liegt eine Meisterpflicht zugrunde – diese ist bei der Neugründung eines zulassungspflichtigen Handwerks obligatorisch, sofern keine gleichgestellte Prüfung oder ein höhergestellter Abschluss nachgewiesen werden kann.

Ausnahme: Gründer verfügen über mindestens sechs Jahre Berufserfahrung als Geselle, vier davon in leitender Funktion.

>> Tipp:

Gründer ohne Meisterprüfung, die dennoch ein zulassungspflichtiges Gewerbe anmelden möchten, können einen Betriebsleiter mit Meisterzeugnis einstellen.

Zulassungsfreie & handwerksähnliche Betriebe

Neben den zulassungspflichtigen Berufen wie Maler oder Tischler können auch zulassungsfreie oder handwerksähnliche Betriebe gegründet werden, die keine beruflichen Voraussetzungen erfordern. Natürlich ist es sinnvoll und nur nachhaltig, wenn Gründer über entsprechende Berufserfahrung verfügen.

Anmeldungen, Mitgliedschaften und Einträge

Die Existenzgründung beginnt für das zulassungspflichtige Handwerk mit einem Eintrag in die Handwerksrolle – der Eintrag dient der Abwehr von Gefahren für die Gesundheit oder das Leben Dritter durch eine unsachgemäße Handwerksausübung. Für den Eintrag müssen Unternehmer persönlich bei ihrer Handwerkskammer erscheinen.

>> Hinweis:

Gründer sind im ersten Jahr von Beitragszahlungen befreit, im zweiten und dritten Jahr wird je die Hälfte des Grundbetrages fällig und auch im vierten Jahr bleiben sie vom Zusatzbeitrag entbunden, sofern der Jahresgewinn 25.000 € nicht übersteigt.

Die Existenzgründung für nicht-zulassungspflichtige Berufe wie Fliesenleger oder Betonbohrer muss bei der Handwerkskammer in das Verzeichnis für zulassungsfreie Handwerke und handwerksähnliche Betriebe eingetragen werden.

Zulassungspflichtig, zulassungsfrei oder handwerksähnlich: Für alle Betriebe ist eine Anmeldung bei der Berufsgenossenschaft verpflichtend.

Rentenversicherungspflicht: Ja oder Nein?

Zulassungspflichtige Handwerke unterliegen der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht, die mit dem Eintrag in die Handwerksrolle beginnt.

>> Hinweis:

Tipp: Welche Fördermittel nützlich sind und wie sich diese beantragen lassen, kann zum Beispiel hier im kostenfreien Fördermittelcheck nachgelesen werden.

Förderungen prüfen

Existenzgründungen werden mit speziellen Programmen unterschiedlich gefördert oder bezuschusst. Für Gründer bieten sich beispielsweise vergünstigte Kredite wie die zinsgünstigen KfW Förderdarlehen an.

Auch Bürgschaften für ein Darlehen und Zuschüsse wie der Gründungzuschuss können interessant sein.

Top 7: Mit diesen Tipps gelingt der Weg in die Selbstständigkeit

1. Der Businessplan

Kein Business ohne Businessplan. Auch wenn es viele hilfreiche Vorlagen gibt: ein Businessplan sollte so individuell wie die eigene Dienstleistung oder das eigene Produkt sein. Hilfreiche Fragen, die der Businessplan beantworten sollte:

  • Welche Produkte/ Dienstleistungen werden angeboten?
  • Gibt es einen Markt für diese Produkte/Dienstleistungen und wie ist dieser beschaffen?
  • Wie sieht die Zielgruppe aus, wie groß ist die Zielgruppe?
  • Wie viele Handwerker gibt es in der eigenen Region mit einem vergleichbaren Angebot?
  • Wie sieht es mit der Konkurrenzfähigkeit aus (Preis/ Leistung)
  • Was sind die Stärke/Schwächen (SWOT-Analyse)
  • Wie könnte sich die Branche weiterentwickeln?
  • Wie ist der Standort beschaffen, wie sollte er beschaffen sein?
  • Wie viele Mitarbeiter sind sinnvoll?
  • Will der Betrieb ausbilden?
  • Welche Rechtsform ist passend?
  • Wie sieht die Finanzplanung aus (Liquidität/Rentabilität)?
  • Wie können Kunden gewonnen werden (Akquise), welche Werbeplattformen und -mittel sind sinnvoll?

>> Hinweis: Wer Fördermittel oder Kredite in Anspruch nehmen möchte, muss einen Businessplan vorweisen.

  • Unterstützung ab Start

Grundsätzlich ist die Handwerkskammer eine zentrale Anlaufstelle für Fragen rund um das eigene Business.

Auch das Bundeswirtschaftsministerium bietet Gründern mit dem Online-Leitfaden „BMWi-Lernprogramm Existenzgründung“ einen umfassenden Überblick zur Gründung.

2. Der Finanz- und Liquiditätsplan

Bei der Finanzplanung geht es darum zu prüfen, mit wie vielen Aufträgen und daraus resultierend mit welchem Gewinn nach Abzug aller Kosten gerechnet wird. Damit ist ein wichtiges Stichwort gegeben: Die Kosten. Vorfinanzierung von Aufträgen, Kosten für (Renten-)versicherungen oder mitunter auch für Leistungen innerhalb von Gewährleistungspflichten kratzen an der Liquidität. Auch wenn Handwerkskammern darauf hinweisen, dass viele Firmengründer in der Startphase nicht von der Selbstständigkeit leben können, müssen sie in der Lage sein, ihren wirtschaftlichen Verpflichtungen nachzukommen. Die Liquiditätsvorschau zeigt schwarz auf weiß, wie lange genügend Geld in der Kasse ist. Dafür werden die geschätzten Einnahmen den Ausgaben gegenübergestellt, aus dieser Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) ergibt sich der monatliche Überschuss (Überdeckung) beziehungsweise Fehlbetrag (Unterdeckung).

>> Hinweis: Die Liquiditätsplanung ist eine Konstante in der Selbstständigkeit. Sie ist mit das wichtigste Instrument, um eine mögliche Zahlungsunfähigkeit rechtzeitig zu erkennen.

3. Die private Sicherheit

Die Formel ist einfach: Wer sein eigener Chef im Haus ist, muss sich auch selbst um seine private Absicherung kümmern. Altersvorsorge, Krankenversicherung oder Berufsunfähigkeitsversicherung: Die Information über sowie die anschließende Wahl der passenden Versicherung ist existenziell.

Wichtig sind generell folgende Versicherungen:

  • Altersvorsorge und ggfs. Hinterbliebenenabsicherung
  • Krankenversicherung
  • Ggfs. Krankentagegeldversicherung
  • Pflegeversicherung
  • Unfallversicherung
  • Erwerbsminderungs- bzw. Berufsunfähigkeitsversicherung
  • Experten wissen mehr

Um Fehler zu vermeiden, sollten sich Gründer – so der Rat des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) – vor, während und nach der Gründung fachmännisch beraten lassen.

Auch das Bundeswirtschaftsministerium bietet Gründern mit dem Online-Leitfaden „BMWi-Lernprogramm Existenzgründung“ einen umfassenden Überblick zur Gründung.

Weitere Quellen:

www.handwerkskammer.de

www.fuer-gruender.de

4. Die Rechtsform

Die Frage nach der Rechtsform lässt sich tatsächlich nicht pauschal beantworten. Sie ist unter anderem abhängig vom individuellen Unternehmertypus und den damit verbundenen persönlichen, steuerlichen, finanziellen und rechtlichen Konsequenzen, die sich aus der jeweiligen Rechtsform ergeben.

Eine Beratung kann Licht ins Dunkel bringen und bei der Entscheidung für eine bestimmte Rechtsform hilfreich sein.

5. Die betriebliche Sicherheit

Auch für die Absicherung des eigenen Betriebes ist eine Beratung empfehlenswert. Wichtige Überlegungen dabei sind die unterschiedlichen Gefahrenarten und Risiken sowie die Höhe des Risikos. Manche sollten abgesichert werden, andere können unter gewissen Umständen selbst getragen werden.

>> Hinweis: Für einige Branchen bestehen Versicherungspflichten wie etwa eine Haftpflichtversicherung. Auch wird von Versicherern nicht jedes Risiko abgedeckt – je nach Risikoart und -größe können Anträge abgelehnt oder sehr hohe Beiträge verlangt werden.

  • Das kaufmännische 1 x 1

Kaufmännische Kenntnisse sind neben der fachlichen Qualifikation das A und O für einen laufenden Betrieb. Ein Existenzgründerseminar bei einer Handwerkskammer gibt die nötige Sicherheit.

Auch das Bundeswirtschaftsministerium bietet Gründern mit dem Online-Leitfaden „BMWi-Lernprogramm Existenzgründung“ einen umfassenden Überblick zur Gründung.

Weitere Quellen:

www.deutsche-handwerks-zeitung.de

www.existenzgruender.de

6. Die Steuern:

Natürlich möchte jeder Unternehmer Ärger mit dem Finanzamt vermeiden. Ein Überblick über die zu entrichtenden Steuern ist aber nicht zuletzt auch für die Finanz- und Liquidätsprüfung ausschlaggebend. Zu den wichtigsten Steuern gehören die Einkommenssteuer, die Lohnsteuer, die Gewerbesteuer, die Umsatz- und Vorsteuer sowie die Körperschaftssteuer.

>> Hinweis: Eine gute Übersicht gibt das BMWi zum Beispiel hier.

  • Bin ich ein guter Chef?

Fachliche Kompetenz reicht in der Regel nicht aus, um ein guter Unternehmer zu sein.

Die wichtigsten Chef-Qualitäten können Existenzgründer mit dem Gründerinnen- und Gründer-Quiz des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) in 15 Schritten testen.

7. Die Formalitäten:

Last but not least gilt es, sich über sämtliche erforderliche Genehmigungen, Erlaubnisse, Anträge und Vorschriften rund um die eigene Person, den Betrieb, Maschinen und Anlagen sowie Mitarbeiter zu informieren. Denn die Formalitäten sind weit mehr als reine Formsache, sie bestimmen letztlich auch darüber, ob eine Existenzgründung möglich ist oder nicht.

Hinweis: Auch über die Formalitäten informiert das Bundeswirtschaftsministerium.

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