© Adobe Stock

Sanieren oder neu bauen?

beides. aber bitte klimagerecht.

Modern, umweltfreundlich und komfortabel Wohnen – das verspricht ein Neubau. Doch wer energetisch saniert, handelt klimafreundlicher. Wonach also entscheiden Bauherren heute? Welche Rolle spielt dabei das Handwerk und wie sieht es konkret mit Fördermöglichkeiten aus?

In den vergangenen Jahren wurde in Deutschland so viel gebaut und saniert, wie lange nicht. Immerhin stammt das Gros der Bestandsgebäude aus Zeiten vor der Einführung der dritten Wärmeschutzverordnung 1995 und ist damit sanierungsbedürftig. Für immer mehr Menschen mit dem Wunsch nach Wohneigentum stellt sich daher die entscheidende Frage: Neu bauen oder Sanieren?

Die Antwort ist höchst individuell. Für beide Lösungen gilt es, die neuesten Vorgaben des Gebäudeenergiegesetztes (GEG) einzuhalten. Denn die energetische Optimierung ist primäres Ziel, Wohnen und Klimaschutz gehen längst Hand in Hand. Im Fokus steht dabei der Energieverbrauch, den Wohngebäude erzielen. Genau damit steht und fällt für viele die Entscheidung, ob die energetische Sanierung oder der Neubau passender sind.

>>Fakt ist:

Die Bundesregierung will mehr Menschen bei der energetischen Sanierung ihrer Gebäude unterstützen. Denn bei der Sanierung des Gebäudebestands sind Klimaschutzeffekt und Fördereffizienz am höchsten.

Energetische Sanierung hat die Nase vorn

Klimaneutralität bis 2045 – das ist das gesetzte Ziel. Auf dem Weg dahin muss der Gebäudesektor einen massiven Beitrag leisten. Keine Frage also, dass das Thema Klimabilanz für Vermieter, Bauherren und das Handwerk gleichermaßen auf die Agenda gehört, um kurz- bis mittelfristig die für alle Beteiligten beste Lösung zu finden und zu begleiten.

Auch wenn viele Berechnungen zeigen, dass bei Berücksichtigung sämtlicher Förderangebote unterm Strich der Neubau „kostengünstiger“ ist, stehen energetische Sanierungen, so eine Studie des Marktforschungsinstituts infas quo, hoch im Kurs: Mehr als die Hälfte der befragten Immobilienbesitzer plant eine energetische Optimierung, vier von zehn sogar innerhalb der kommenden zwei Jahre.

Ausschlaggebendes Motiv sind dabei für 55 Prozent der Studienteilnehmer Energieeinsparungen und damit verbundene Kostensenkungen, für 51 Prozent spielt auch der mit einer Sanierung verbundene Werterhalt der bestehenden Immobilie eine große Rolle. Auch die generelle Klimabilanz beeinflusst die Entscheidung von Bauherren maßgeblich mit. Hier haben sanierte Bestandsgebäude die Nase vorn, unter anderem weil die Bausubstanz erhalten bleibt und die Lebensdauer verlängert wird, ohne dass neue Flächen erschlossen beziehungsweise grüne Fläche versiegelt werden müssen.

Altbausanierung versus Neubau: Klimavorteile im Überblick

Viele stellen sich die Frage, inwiefern eine sanierte Bestandsimmobilie klimafreundlicher als ein Neubau sein kann. Immerhin lassen sich neue Häuser direkt energieeffizient und auf dem aktuellen Stand der Technik bauen, während Altbestand erst aufwendig energetisch saniert werden muss. Man denke nur an schlecht isolierte Wände, Dächer, Decken und Fenster oder alte Heizsysteme. Und ja, berücksichtigt man ausschließlich die Energieeffizienz eines Gebäudes, wird der Energiestandard eines Neubaus auch im Rahmen einer Sanierung nie ganz erreicht.

Doch der alleinige Fokus auf den Heizbedarf eines Gebäudes und die damit einhergehende Energieeffizienz ist beim Klima-Vergleich zu kurz gedacht. Bezieht man alle relevanten Faktoren mit ein, schneidet in puncto Nachhaltigkeit die energetische Sanierung besser ab. Ein wichtiger Grund ist die sogenannte „Graue Energie“. Diese bezeichnet den Energieaufwand und die Energiemenge, die für Rohstoffgewinnung, Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und schließlich Entsorgung eines Produktes, Baustoffes oder Gebäudes anfällt. Kurzum: Jeder einzelne Bau- und Werkstoff trägt einen „Rucksack“ an Energie. Bei einem Neubau wird der Rucksack durch die Herstellung der Materialien – doch auch durch den Hausbau selbst – immer voller. Im Gegensatz dazu fallen bei der Sanierung eines Hauses deutlich weniger Materialien an, zudem enthalten Dämmstoffe weniger versteckte Energie als andere Bauteile. Eine österreichische Studie kommt sogar zu dem Ergebnis, dass selbst bei Niedrigenergie- oder Passivhäusern der Energiebedarf für die Herstellung höher ausfallen kann als der Heizenergiebedarf während der gesamten Lebenszeit des Gebäudes.

Ein weiterer wichtiger Faktor, der oft übersehen wird: Neubaugebiete liegen häufig in städtischen Randgebieten beziehungsweise im Umland, was ein Auto für viele Menschen unverzichtbar macht. Die CO2-Emissionen für Mobilität sind dann doppelt bis dreimal so hoch wie beim Wohnen in der sogenannten Kernstadt.

Altbausanierung oder Neubau – gefördert werden beide

Bauherren sind aktuell bereit, für eine bessere Klimabilanz etwas tiefer in die Tasche zu greifen, die energetische Sanierung findet hohen Anklang. Dabei sind aktuelle staatliche Anreize wie steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten, die BAFA-Förderung sowie KfW-Programme für ein Drittel der Befragten ein wichtiger Treiber. Und das Klimapaket zeigt Wirkung: Mit der letzten Verbesserung der Förderprogramme haben sich die Antragszahlen beim BAFA und der KFW innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Das Ziel, durch neue Förderboni sowie leichtere Förderbedingungen möglichst viele Menschen bei der energetischen Sanierung ihrer Häuser unter die Arme zu greifen, scheint aufzugehen. 

  • Die Sanierungsförderung hilft dabei, langfristig Geld für teure Energie zu sparen: alte Fenster, Außentüren und Heizungsanlagen sind Energie- und damit Kostenfresser.

>>Tipp:

Der Bund fördert die Energieberatung durch Expertinnen und Experten, und zwar 80 Prozent des Beratungshonorars für die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans. Erstberatung gibt es bei der Verbraucherzentrale.

Gleichzeitig unterstützt die Bundesregierung mit ihrer Neubauförderung sowie einer neuen Wohneigentumsförderung für Familien auch das klimafreundliche Bauen. So wurde in diesem Jahr mit dem Programm „Klimafreundlicher Neubau“ eine Neubauförderung gestartet, mit der sowohl das klimafreundliche Bauen als auch die Bildung von Wohneigentum gefördert wird. Auch hier geht die Rechnung auf. Der Zulauf ist so enorm, dass das Förderprogramm nun um 888 Millionen Euro aufgestockt wurde. Für beide Neubauprogramme stehen damit in diesem Jahr rund zwei Milliarden Euro bereit.

  • Standard für die Förderung ist das Effizienzhaus 40. Eine nochmal höhere Förderung gibt es für Gebäude mit dem Qualitätssiegel „Nachhaltiges Gebäude“ (QNG). Damit wird bei der Förderung wird erstmals der ganze Lebenszyklus von Gebäuden in den Blick genommen. Ziel ist es, vom Bau über den Betrieb bis zum potenziellen Rückbau Treibhausgasemissionen zu verringern.
  • Am 1. Juni startete die neue Wohneigentumsförderung für Familien, die ein neues klimafreundliches Eigenheim bauen oder erwerben wollen. Voraussetzung: Ein zu versteuerndes Einkommen von bis zu 60.000 Euro im Jahr und mindestens ein minderjähriges Kind im Haushalt.

>>Tipp:

Ein Effizienzhaus ist ein energetischer Standard für Wohngebäude. Für die passende Zuordnung sind sowohl der Gesamtenergiebedarf und die Wärmedämmung der Immobilie relevant. Die Effizienzhaus-Stufe gibt an, wie energieeffizient ein Gebäude im Vergleich zu einem Referenzgebäude ist. Mehr Informationen dazu bietet die KfW.  

Die Rolle des Handwerks

Energetisch Sanieren, Modernisieren oder nachhaltig Bauen – das Thema nimmt immer mehr Raum in der Gesellschaft ein. Die Tatsache, dass dafür Förderungen beantragt werden können, ist relativ bekannt. Nachholbedarf besteht jedoch in der Aufklärung, welche Programme wann greifen, wie diese mit anderen Maßnahmen zu kombinieren sind und was bei der Beantragung ganz praktisch zu beachten ist.

Hier kommt das Handwerk als erster Ansprechpartner und vertrauensvoller Partner für Bauherren ins Spiel. Es ist nicht nur Experte seines Fachs, sondern eben auch seiner Region. Handwerker kennen zusätzliche lokale Förderprogramme sowie die Besonderheiten, die beim Bau vor Ort zu berücksichtigen sind.

Schließlich kommt Immobilien nicht nur eine große Rolle beim Klimaschutz zu, häufig sind sie auch unmittelbar von den Folgen des Klimawandels betroffen. Ereignisse wie Starkregen, Hitze oder Sturm sind wichtige Aspekte, die in der Planung und bei der Umsetzung von Baumaßnahmen zu berücksichtigen sind.

>>Tipp:

Die Bundesregierung orientiert sowohl die Neubau- als auch die Sanierungsförderung bestmöglich am Klimaschutz. Für alle Teilprogramme der BEG-Förderung gelten seit dem 1. Januar 2023 daher neue Förderregeln für die energetische Sanierung von Wohngebäuden, Nichtwohngebäuden, für Einzelmaßnahmen sowie für die Neubauförderung. Im Einzelnen erklärt werden die Programme im Förderwegweiser Energieeffizienz.

Unsere starken Marken