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Sturmsicherung auf dem Dach

„Sturmerprobt“ Statt „Vom Winde verweht“

Der Klimawandel ist da und steht regelmäßig „vor der Tür“. Sogar mittlerweile in den sogenannten „gemäßigten“ Klimazonen. Seine Mitbringsel: Dürren, Extremtemperaturen, Starkregen und Orkane. Die schleppende Umsetzung der Pariser Klimabeschlüsse lässt erwarten, dass es sich in den nächsten Jahren nicht wesentlich verbessert, eher im Gegenteil. Ein Problem, das die verheerenden Stürme und Windhosen mitbringen: Sie können Steil- und Flachdächer abdecken. Für Dachhandwerker und den Bauherren eine große Herausforderung, denn „abgehobene“ Dachpfannen und Flachdachabdichtungen sind nicht gut fürs Image der Betriebe, aber auch der Faktor Zeit spielt eine große Rolle. Ein beschädigtes Dach muss so schnell wie möglich repariert werden, und das ist nicht in den Auftragsbüchern kalkuliert. So ist die Lagesicherung gegen Windlasten verstärkt in den Fokus von Bauherren, Planern und ausführenden Handwerkern geraten – und natürlich der einschlägigen Norm DIN EN 1991 1-4, die die Berechnungsmethoden europaweit vereinheitlicht und durch die nationalen Anhänge an die regionalen Windbelastungen angepasst hat. Schließlich spielt die richtige Lagesicherung eine entscheidende Rolle für die Sicherheit und Nutzungsdauer eines Daches.

Mit Windlasten rechnen

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Bis Windstärke 11 (Sturm) werden Steildächer in der Regel durch Sturmklammern geschützt. Ab Windstärke 12 (Orkan) >118 km/h Windgeschwindigkeit bezahlt die Gebäudeversicherung etwaige Schäden. Böen von bis zu 200 km/h sind zum Glück nur Ausnahmen, aber diese Ausnahmen nehmen zu.

Und da auch Stürme bis Windstärke 11 zunehmen, ergibt sich die Notwendigkeit, Dächer besser und konsequenter vor Windlasten zu sichern. Mit den Krafteinwirkungen von Stürmen muss man rechnen, und zwar schon vor der Planung eines Dachs. Das Gute: Kraft ist eine physikalische Größe, daher kann man sie vorausschauend berechnen.

Von Luv und Lee, von Windsog und Winddruck

Was der Skipper für den Vortrieb seines Segelbootes nutzen kann, erleben Hausbesitzer als Nachteil: Windlasten wirken auf der Luvseite (windzugewandte Seite) nicht nur auf die Fassaden ein, auf die der Wind im rechten Winkel auftrifft. Und auch nicht nur auf Steildächer, die den Wind verwirbeln. Sondern auch auf die horizontalen Gebäudeflächen, sprich Flachdächer, an denen der Wind entlang bläst. Während er auf der angeströmten Seite als Winddruck wirkt, wirkt die Windanströmung auf der Leeseite (windabgewandte Seite) als Windsog. Flachdächer haben es vor allem mit Windsogbelastungen zu tun, Steildächer darüber hinaus auch mit Winddruckbelastungen. Diese unterscheiden sich nicht nur je nach Wetter und möglichen Windstärken.

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Windzonen und Geländekategorien

Eine große Rolle spielen auch die geographische und die topographische Lage. Es ist z.B. klar, dass der Wind an der Nordseeküste ganz anders pfeift als an den urbanen Niederungen des Ruhrgebiets, dass die Wetterkapriolen im Hochgebirge heftiger sind als im Flachland, und dass die Windlasten auf dem Dach eines freistehenden Wolkenkratzers stärker wirken als bei einem Einfamilienhaus in der dicht besiedelten Vorstadt. Um diesen Faktoren in der Berechnung gerecht zu werden, wurde Deutschland in vier Windlastzonen und vier Geländekategorien sowie zwei Mischprofile eingeteilt.

  • Zone I umfasst vor allem die Mittelgebirge Baden-Württembergs, Bayerns, Hessens und Nordrhein-Westfalens.
  • Zone II umfasst Oberschwaben und Oberbayern sowie den größten Teil von Thüringen, Niedersachsen und Brandenburg.
  • Zone III umfasst vorwiegend die Ostseeküste und das Hinterland der Nordseeküste,
  • Zone IV die Nordseeküste und die Nord- und Ostsee-Inseln.

Dazu kommen die vier Kategorien für die topographische Geländerauigkeit am Objekt sowie zwei Mischprofile, welche die Windgeschwindigkeiten wieder reduzieren.

  • Geländekategorie I: offene See; Seen mit mind. 5 km freier Fläche in Windrichtung, Flachland ohne Hindernisse
  • Geländekategorie II: Gelände mit Hecken, einzelnen Gehöften, Häusern und Bäumen (landwirtschaftliches Gebiet)
  • Geländekategorie III: Vorstädte, Industrie-, Gewerbegebiete
  • Geländekategorie IV: Stadtgebiete, bei denen mind. 15 % der Fläche mit Gebäuden einer mittleren Höhe von > 15 m bebaut sind
  • Mischprofil Küste: Übergang Kategorien I / II
  • Mischprofil Binnenland: Übergang Kategorien II / III
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Von Normen, Richtlinien und Nachweisen

Alle diese Faktoren fließen in die Windsogberechnungen ein, die nach dem Rechenmodell des Eurocodes 1991-1-4 durchzuführen sind, der im Juli 2012 in Deutschland als DIN EN 1991-1-4/NA (mit Nationalem Anhang) bauaufsichtlich eingeführt wurde. Wer sich das Normenwerk zu Gemüte führt, merkt schnell: Die Ermittlung der Windlasten und der daraus resultierenden windsogsichernden Maßnahmen mit der Aufteilung der Dachflächen und der Anordnung der Befestiger ist ziemlich komplex.

Vor allem auch, weil die Berechnung ohne das nötige statische und physikalische Know-how nicht ohne Risiko ist. Als Hilfe bietet der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) seine „Hinweise zur Lastenermittlung und der Fachregel für Dachdeckungen mit Dachsteinen und Dachziegeln“.

Und zum Glück gibt es bei manchen Herstellern Serviceprogramme, die einem die Rechenarbeit zur Lastermittlung in „Normalfällen“ zu einem guten Teil abnehmen.

Neben den Standardfällen gibt es natürlich auch besondere Fälle, bei denen unter bestimmten Voraussetzungen die Berechnung eines Sondernachweises erforderlich ist: Das gilt bei Gebäuden mit Gebäudehöhen über 25 m oder bei Gebäuden oberhalb einer Meereshöhe von 800 m über NN, bei geschlossenen Gebäuden ohne Deckunterlage, bei offenen Gebäuden oder Gebäuden mit durchlässigen Außenbauteilen, mit Unterspannung oder ohne Deckunterlage.

Außerdem gilt es für Gebäude mit Standort auf den Inseln der Nordsee und in anderen exponierten Lagen wie isolierten Hügeln oder Geländestufen sowie bei den Flughäfen Frankfurt am Main und Friedrichshafen, wo es wegen der Nähe von Siedlungen zu den Flugschneisen Dachsicherungsprogramme gibt.

Auch hier gilt: Zum Glück gibt es bei BMI Fachabteilungen mit der notwendigen Expertise, die in schwierigeren Fällen für den Sondernachweis individuelle Berechnungen als Dienstleistung anbieten.

Steildachsicherung: der gute Draht

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Das Eigengewicht der Dachsteine oder Dachziegel reicht in stürmischen Zeiten nicht mehr aus. Um das Abheben der Dachdeckung zu verhindern, muss nach den bauaufsichtlichen Vorschriften der Länder ein Standsicherheitsnachweis geführt werden.

Die Windlasten werden dabei auf der Grundlage der DIN EN 1991-1-4 nach den Richtlinien des Deutschen Dachdeckerhandwerks ermittelt. Die auf das Dach einwirkenden Windkräfte sollen dabei bestmöglich in die Konstruktion abgeleitet werden.

Dafür müssen alle betreffenden Dachschichten fachgerecht gesichert werden. Ist die Windbelastung ermittelt, kann die Dimensionierung der Lagesicherung bestimmt werden. Sturmklammern erhöhen in der Fläche den Schutz der Bedachung bei hohen Windsoglasten. Firstklammern sichern den exponierten Bereich der Firststeine oder Firstziegel.

Eine weitere mechanische Sicherung benötigen Dachaufbauten wie z.B. Solaranlagen, die nicht in die Dachfläche integriert, sondern als Aufdachanlagen montiert sind. Hier stellen spezielle Modulstützen eine fachgerechte und sichere Lösung her, um eine Solaranlage mit geringem Aufwand auf der Dachfläche zu befestigen.

Steildachberechnung

Unter https://www.bmigroup.com/de/services-downloads-im-ueberblick/alle-services/alle-braas-services/windsogberechnung/ findet der Dachhandwerker das Windsogberechnungs-Programm von Braas. Mit diesem Online Tool können Dachprofis schnell und problemlos nach DIN EN 1991-1-4 und den ZVDH-Regelungen ausrechnen, wie viele und welche Sturmklammern für die Befestigung benötigt werden und wie sie am Dach angebracht werden sollten.

Weitere Unterstützung bietet die Technische Beratung:

– Telefon: 06104 800 1030

– E-Mail: awt.beratung.de@bmigroup.com

Flachdachberechnung

Unter https://www.bmigroup.com/de/flachdach-windsogsicherung/ findet der Dachhandwerker u.a. ein Datenaufnahmeblatt, das zum statischen Nachweis zur Lagesicherung nach DIN EN 1991-1-4 führt. Objektbezogen werden alle benötigten Details, wie Anzahl an Befestigern, Schraubenlängen und das Befestigungsschema auf dem Dach ermittelt.

Weitere Unterstützung bietet die Technische Beratung:

– Telefon: 06104 800 1020 (Icopal und Vedag) oder 06104 800 1040 (Wolfin)

– E-Mail: awt.beratung.de@bmigroup.com

Flachdachsicherung: Aller guten Dinge sind drei

Auch beim Flachdach beginnt die Windsogsicherung am Dachrand. Die heftigsten Angriffe des Windes entstehen nicht in der Fläche, sondern durch Verwirbelungen zum Beispiel im Attikabereich. Hier werden die Kräfte, die durch einströmenden Wind auf die Dachabdichtung einwirken, oft gewaltig unterschätzt.

Flachdächer „fliegen“ erfahrungsgemäß zumeist dann, wenn der Dachrand nicht unterströmungssicher ausgeführt wird. So sind alle Dachrandan- und -abschlüsse luftdicht auszubilden, sodass der Wind nicht in den Dachaufbau drücken kann.

Es gibt drei Arten, in der Fläche die Lagesicherung eines Dachschichtenpakets gegen Windsog herzustellen:

  • die lose Verlegung mit mechanischer Befestigung
  • die Verklebung (vollflächig, punkt- oder streifenweise)
  • die lose Verlegung unter Auflast (Bekiesung, Dachbegrünung oder Terrassenbeläge).

Die Ermittlung der Windlasten kann auch dazu führen, dass an exponierten Stellen mit höheren Windlasten eine andere Art der Befestigung zu wählen ist, z.B. die mechanische Befestigung anstelle einer Verklebung.

Fazit

Gegen Stürme können wir nichts tun, gegen ihre zerstörerischen Folgen schon. Mit einer ordentlichen und fachgerechten Sicherung gegen Windlasten können Dachprofis wenigstens in dieser Hinsicht der Vermehrung der Stürme beruhigt entgegensehen. Und die Bauherren leisten die Investition in Sicherungsmaßnahmen zur Werterhalt ihrer Gebäude gerne.

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Flachdachsicherung

Unter https://www.bmigroup.com/de/flachdach-windsogsicherung/ finden Dachprofis eine Übersicht zum Drill-Tec Flachdachbefestiger-Sortiment für das Flachdach.

Steildachsicherung

Unter https://www.bmigroup.com/de/steildachprodukte-befestigung/ finden Dachprofis eine Übersicht zu Sturm- und Firstklammern und anderen mechanischen Sicherungen am Steildach.

Über die BMI Deutschland

BMI ist der einzige Hersteller in Deutschland, der beides aus einer Hand bietet: Steil- und Flachdachsysteme für Wohn- und Nutzgebäude. Das Unternehmen verfügt über jahrzehntelange Erfahrung rund um das Dach und legt seinen Fokus auf innovative Dach- und Bauwerkslösungen, die für mehr Wohnkomfort, Werterhalt, Sicherheit und Schutz sorgen. Dafür setzt BMI in Deutschland seine ganze Erfahrung ein – mit über 2.000 Mitarbeitern, 17 Produktionsstandorten, einem Forschungs- und Entwicklungszentrum und vier starken Marken im Markt: Braas, Icopal, Vedag und Wolfin.

BMI in Deutschland gehört zur BMI Group, einem der führenden Hersteller von Flachdach- und Steildachsystemen sowie Abdichtungslösungen in Europa mit Sitz in Großbritannien. An 128 Produktionsstandorten vereint die BMI Group rund 9.600 Mitarbeiter*innen weltweit.

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