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Natürliche Dämmstoffe

HEUTE ROHSTOFF, MORGEN DÄMMSTOFF

Nachhaltigkeit und steigende Energiepreise sind nur zwei Gründe für eine effiziente Wärmedämmung. Hier spielen ökologische Dämmstoffe eine immer größere Rolle – die Bereitschaft, die oft teuren Naturdämmstoffe einzusetzen, nimmt stetig zu.

Dämmung ist nicht gleich Dämmung

Neben einer verbesserten Energiebilanz fokussieren immer mehr Bauherren umweltverträgliche Aspekte. Fassadendämmungen aus nachwachsenden Rohstoffen haben daher ein besonders gutes Image: Sie sind wasserdampfdurchlässig und weisen, je nach Material, keine funktionalen Nachteile gegenüber konventionellen Wärmedämmstoffen auf – im Gegenteil. Sie überzeugen mit klaren Vorteilen.

Natürliche Dämmstoffe

  • haben ein gutes und dauerhaftes Wärmedämmvermögen,
  • eine gute Wärmespeicherfähigkeit,
  • erreichen die für Dämmstoffe typischen Baustoffklassen,
  • erfüllen Anforderungen an den Brandschutz,
  • sind diffusionsoffen und i. d. R. schallisolierend,
  • sind gesundheitlich unbedenklich, weiter- und wiederverwertbar.

Nachhaltig dämmen – darum geht`s

Besteht das Material aus einem nachwachsenden Rohstoff und ist es zudem recycel- bzw. biologisch abbaubar, spricht man von nachhaltigen Dämmstoffen.

Zu den gängigsten Materialien zählen Holz, Flachs, Kork, Kokos, Hanf, Schaf- und Baumwolle, doch auch Schilf, Rohrkolben, Sisal, Glimmerschiefer, Calciumsilikat und Zellulose kommen immer öfter zum Einsatz. Mit Ausnahme der Zellulose werden die Rohstoffe in einem kurzen, weitgehend umwelt- und gesundheitsverträglichen Prozess getrocknet, zerfasert, zerspant oder versponnen und zu Vlies, Platten, Schüttungen oder Matten weiterverarbeitet.

Als Bindemittel dienen natürliche Harze, Wachse, Minerale sowie Latex und Bitumen.

Ballen auf Ballen – ein Haus aus Strohballenbauweise hält warm und dicht. © Adobe Stock

Schon gewusst?

Auch Ziegel gelten als natürlicher Dämmstoff, wenn ihre Wärmeleitfähigkeit entsprechend reduziert und sie zusätzlich mit einem Wärmedämmmaterial wie Perlit oder nachwachsenden Nadelholzfasern gefüllt wurden.

Und was ist mit Chemie?

Chemikalien und andere Zusatzstoffe haben eine Funktion: Sie schützen Dämmstoffe, machen sie feuerfest und unempfindlich gegenüber Schädlingen. Ein Prozess, der auch bei ökologischen Dämmstoffen unvermeidbar ist.

Üblicherweise sind die Dämmstoffe trotz dieser Zusätze unbedenklich für Mensch und Umwelt. Rohrkolben sind übrigens von Natur aus gegen Schädlinge und Schimmelpilzbefall resistent.

Ist natürlich immer besser?

Aufgrund ihrer Herkunft können bei ökologischen Materialien trotz Behandlung natürliche Allergene wie Pollen oder Holzstaub nicht immer ausgeschlossen werden. Davon abgesehen lässt sich jedoch kein Dämmstoff pauschal beurteilen.

Geht es Bauherren um Nachhaltigkeit, dürfen nicht nur Rohstoffe selbst berücksichtigt werden.

Auch der Energieaufwand sowie Transportwege sind Fakten, die in eine präzise Rechnung gehören. Das gilt allerdings auch für konventionelle bzw. künstlich hergestellte Dämmstoffe.

Holzfaserdämmplatten etwa verbrauchen in der Herstellung mehr Energie als viele synthetische Dämmstoffe – punkten aber hinsichtlich Emission und Entsorgung. Eine Alternative zu Platten sind Schütt- oder Stopfdämmungen wie Zellulose, die weniger Herstellungsenergie verbrauchen.

Hinsichtlich Transportweg sind Rohstoffe wie Kokos oder Kork häufig im Nachteil, da sie importiert werden müssen. Doch auch hier gibt es mit Hanf und Zellulose heimische Alternativen.

Ökologische – nicht natürliche – Alternativen

Dipl.-Ing. Alexander Kahnt, Leiter der Forschungsgruppe Nachhaltiges Bauen an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig, rät von einer pauschalen Verurteilung nicht natürlicher Dämmstoffe ab.

„Auch mit Dämmstoffen aus Polystyrol ist es letztendlich möglich, die Umwelt zu entlasten.“

Dipl.-Ing. Alexander Kahnt, Leiter der Forschungsgruppe Nachhaltiges Bauen, HTWK Leipzig, im Interview mit Matthias Dittmann für bauen.de

„Aus ökologischer Sicht sind Dämmstoffe aus Mineralwolle sehr zu empfehlen“, der Primärenergieaufwand ist gering, die Produkte sind deponier- beziehungsweise recycelbar.

Auch Porenbeton ist ein ökologisch sinnvoller Baustoff, da er gute Dämmeigenschaften mitbringt, eine zusätzliche Dämmung also unnötig macht.

Surftipp: Seegras, Schilfrohr, Zelluloseflocken, Holzfaserdämmplatten, Gras oder verklebte Pappe – die wichtigsten Dämmstoffe im Überblick unter www.oekologisch-bauen.info/baustoffe/naturdaemmstoffe/

Mehr erfahren

Daten zur „Grauen Energie“, dem Energieaufwand für Herstellung, Transport, Lagerung und Entsorgung eines Produktes, veröffentlicht das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) unter www.oekobaudat.de.

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