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Gedanken zum Ausbildungssommer 2023

Azubi gesucht! (m/w/d)

Das Handwerk hat Antworten auf die Anforderungen der Zeit – und bietet rund um Bau und Baustoffhandel zahlreiche Chancen. Trotzdem bleiben Jahr für Jahr rund 20.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Woran liegt das? Und was braucht es, um den Nachwuchs zu überzeugen?

Die Auftragsbücher sind voll, die Personalakten leer. Und dass, obwohl das Handwerk beste Zukunftsaussichten bietet: eine ungebrochen hohe Nachfrage, eine deutlich niedrigere Arbeitslosenquote als in den meisten akademischen Berufen, schnelle Aufstiegschancen, ideale Möglichkeiten sich selbständig zu machen oder einen etablierten Betrieb zu übernehmen.

Tatsächlich gibt es viele Gründe, warum junge Menschen eine Ausbildung im Handwerk beginnen. Spaß, Selbstwirksamkeit, Sicherheit und ein guter Verdienst stehen dabei im Vordergrund, wie eine aktuelle Befragung des Forschungsinstituts im Handwerk (fbh) zeigt. Ebenfalls als relevant bewertet wurde neben der Eigenverantwortung im Job die Tatsache, etwas erschaffen zu können sowie im Unternehmen auf ein familiäres, kooperatives und wertschätzendes Klima zu treffen, das beispielsweise die vielen Familienbetriebe des kleinen und mittleren Handwerks auszeichnet. Also jede Menge Argumente auf der Habenseite. Woran hapert’s?

Tradition und Moderne: Ein Image im Zwiespalt

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Knapp 71 Prozent aller Jugendlichen interessieren sich aktuell für eine Ausbildung im Handwerk, 41 Prozent davon sind bereits committet, 30 Prozent ziehen sie immerhin in Betracht, so eine Studie der Bertelsmann-Stiftung. Kein Wunder, das Handwerk ist modern, zukunftsfähig und im guten Sinn traditionsbewusst. Zugleich geht es immer mit der Zeit. Das untermauern gestiegene Produktivität, neue Arbeitsmethoden, eine nachhaltige Betriebsführung sowie die im Zuge der Digitalisierung entstehenden modernen Berufsfelder und Tools unisono.

Themen, die laut der Jugendstudie wichtig für den Nachwuchs sind. Speziell die Liaison aus Tradition und Innovation sorgt für Einzigartigkeit und Beliebtheit. Einerseits. Auf der anderen Seite haftet der Branche trotz stetem Wandel nach wie vor ein generell klischeebehaftetes Image an. „Traditionell, aber nicht modern“ ist ein Bild, das Fach- und Nachwuchskräfte zögerlich stimmt.

So gestalten Sie die Azubisuche attraktiver: 11 To dos für ein gutes Image

Es gibt zahlreiche Tipps und Ansätze für das Recruiting, angefangen beim Azubi-Speed-Dating, 3D-Betriebsführungen oder TikTok-Sprechstunden bis hin zur Entwicklung der Unternehmenskultur, Schulaktionen und Ausbildungsmessen. Wir konzentrieren uns mit diesem Beitrag auf einige Ideen, die Experten und Expertinnen im Branchengespräch der ZUKUNFT HANDWERK | TALKS „Ausbildung im Handwerk: Was Betriebe ihren Azubis heute bieten müssen!“ diskutiert haben.

1. Alles da, was es braucht

Wie schon erwähnt hat das Handwerk viele Argumente auf der Habenseite. Heutige Azubis, die Post-Millenials oder Generation Z (Gen Z), sind mit zahlreichen globalen Krisen und Herausforderungen konfrontiert, anders als frühere Generationen zeichnet sie ein starkes Sicherheitsbedürfnis aus sowie der Wunsch, möglichst schnell die Kontrolle über ihr eigenes Leben zu haben – kurze Ausbildungszeiten und guter Verdienst zählen dazu.

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Es macht Sinn, die schnelle berufliche Eigenständigkeit sowie das Sicherheitsnetz einer stabilen Vergütung hervorzuheben!  

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Grüne Werte in jedem Berufsbild verankern und den Nachhaltigkeitsaspekt aktiv herausstellen. Hier unterstützen zahlreiche Handwerkskammern mit guten Kampagnen und Initiativen, auch das Netzwerk Grüne Arbeitswelt bietet mit nationalen Initiativen und Informationsmaterialien Orientierung.

2. Nachhaltige Werte pushen das Image

Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Motivator der Gen Z. Sie wollen die Gewähr haben, dass die Werte ihres gewählten Berufsbildes mit einer nachhaltigen Arbeits- und Denkweise einher gehen. Da das Handwerk per se nachhaltig agiert, liegt hier ein starkes Pfund, das es zu heben gilt.

3. Mittendrin statt nur dabei

Umfragen haben ergeben: Die Azubis von morgen möchten trotz zunehmender Digitalisierung und Dauer-Online-Aktivitäten am liebsten vor Ort mit ihren Themen und Fragen „abgeholt“ werden. In den Schulen, in den Klassen.

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Angebote von Schulen zur Berufsberatung beziehungsweisen deren Elternvereinen nutzen und auch proaktiv in der eigenen Region Events sowie Tage der offenen Tür zur Berufsorientierung anbieten. Unbedingt in allen Schulsystemen präsent sein, Gesamt-, Haupt-, Mittel- und Realschulen ebenso wie Gymnasien.

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Ob zwei Wochen Betriebspraktikum, längeres Ferienpraktikum oder Schnuppertage: In der Zusammenarbeit lernen sich Betrieb und Wunsch-Azubi kennen, das Berufsbild wird konkreter. Wichtig: Echten Mehrwert bieten – Praktikanten sind nicht zum Kaffeekochen da.

4. Das praktische Praktikum

In Zeiten der Informationsflut sowie einem Überangebot an Möglichkeiten ist es schwer, sich für etwas zu entscheiden. Das gilt auch für einen Beruf. Umso wichtiger ist es, über ein Praktikum den Beruf möglichst konkret zu erleben.

Noch ein Tipp: Im Vorfeld sprechen sich Betriebe am besten mit Schulen vor Ort sowie den zuständigen Behörden über die Möglichkeiten und Angebote ab.

5. Online präsent sein

Die Generation Z ist digital sozialisiert. Die sogenannten „digital natives“ suchen natürlich im Internet nach Informationen, sobald sie etwas interessiert. Auch zu passenden Ausbildungsbetrieben. Wenn sie dann lediglich eine digitale Visitenkarte, aber keine tiefer gehenden Informationen zu Angeboten wie Praktika, zur Mission, zu den Werten oder zum Team vorfinden, ist die Chance eines solchen Kontaktmoments schnell vertan. Denn was suchen die zukünftigen Auszubildenden? Sie wollen spüren, dass der Betrieb gut für die Zukunft aufgestellt ist, dass er seine Expertise rund um die Ausbildung herausstellt und auf der Höhe der Zeit ist.

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All diese Erwartungen muss eine Webseite erfüllen. Nur eine informative, inhaltlich und optisch gut aufbereitete Webseite, die aktuellen Standards in Technik und Funktion entspricht, steht für Professionalität, Sicherheit und Modernität. Für all das, was Azubis von heute suchen.

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Wichtig ist eine professionell erstellte, SEO-optimierte Landingpage, die die Jugendlichen auch sprachlich und visuell abholt. Kurzum: Hier sind Profis gefragt!

6. Bei Suchanfragen gefunden werden

Eine optimierte Landingpage kann sich lohnen, um Suchanfragen nach Ausbildungsplätzen im Handwerk zu lenken: Mit entsprechenden Keywords (Suchbegriffen) wie „Ausbildung Fliesenleger“ oder „Ausbildungsplatz Fliesenleger Köln“ beispielsweise kann eine entsprechend optimierte Landingpage bei einer passenden Suchanfrage an einer gut sichtbaren Stelle der Suchergebnisseite landen.

7. In den sozialen Medien positionieren

Im Gespräch bleiben, präsent sein – die sozialen Medien tragen zur Meinungsbildung der Gen Z bei. Gut, wenn diese einem Handwerksbetrieb auch online folgen können. Dafür muss nicht täglich gepostet, wohl aber eine Struktur und Idee geschaffen werden, was wie kommuniziert und moderiert werden kann. Das Thema Ausbildung im Handwerk mit all seinen Facetten zu besetzen könnte eine Idee sein. Die große Chance: Positionierung und Wettbewerbsvorteil. Denn noch sind nicht einmal die Hälfte aller deutschen Betriebe auf Social-Media-Kanälen aktiv.

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Wenn Social Media, dann ernsthaft. Das heißt, dass es jemanden braucht, der das Thema verlässlich betreut und steuert. Das kann eine interne Person sein (vielleicht ja sogar der Azubi aus dem letzten Jahr?), aber auch extern finden sich Freelancer und Dienstleister, die die Kanäle bespielen.

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Das Thema zur Chefsache machen. Eine Unternehmenskultur der Gleichberechtigung und Selbstverständlichkeit etablieren, ein Arbeitsumfeld schaffen, indem sich jeder Mensch wohlfühlen kann.

8. Frauen sind Handwerk

Selbst im 21. Jahrhundert ist das Bild „Frauen im Handwerk“ vorurteilsbehaftet. Dabei zeigen zahlreiche Umfragen, Studien und vor allem Praxisbeispiele: Frauen können Handwerk. Und bringen viele neue Facetten mit. Gerade in jungen Jahren wirken Frauen häufig verantwortungsbewusster und reifer als männliche Kollegen, was bei Kunden gut ankommt.

Noch ein Tipp: Um den Anteil der Frauen im Handwerk zu steigern, hat der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) den Girls’Day ins Leben gerufen – das größte Berufsorientierungs-Projekt für Schülerinnen weltweit. Auch dieses Jahr öffneten sich wieder die Türen von Unternehmen, Handwerksbetrieben und Hochschulen in ganz Deutschland für Schülerinnen ab der 5. Klasse.

9. Azubis finden und halten!

Nicht nur eine Ausbildung machen, sondern sich in der Berufswelt zu etablieren, ist gerade für Auszubildende und Berufsanfänger relevant. Für viele ist dabei die garantierte Übernahme nach der Ausbildung einer der wichtigsten Anreize, die Ausbildung überhaupt zu starten. Natürlich ist das nicht immer möglich – doch Wertschätzung kann an jedem Tag gelebt werden. Je größer das Gefühl der Zugehörigkeit zur Unternehmensfamilie, desto größer die Loyalität gegenüber dem Betrieb.

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Betriebe, die Azubis gerne und auch regelmäßig übernehmen, sollten das offen kommunizieren. Hierbei können auch die übernommenen Auszubildenden selbst zu Wort kommen, das macht das Thema noch authentischer: Wo andere zufrieden und glücklich sind, bewirbt man sich gerne.

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Über die alternativen Möglichkeiten vor Ort informieren, tatsächlich lassen sich Job-Bikes und Co. auch leasen und damit steuerlich absetzen. Die Angebote transparent kommunizieren und damit zusätzlich das Engagement hinsichtlich ökologischer Nachhaltigkeit unterstreichen.

10. Alternative Angebote

Weihnachtsbonus, Mobilitäts-Zuschuss oder Fitness-Flatrate: Wer Anreize schafft, macht sich als Betrieb noch attraktiver. Immerhin ist das Gehalt noch nicht üppig und das Leben gerade in (großen) Städten teuer. Da Gesundheit einen hohen Stellenwert hat, ist ein Zuschuss zum Fitness-Studio oder ein vergünstigter Tarif sicher reizvoll. Auch das Thema Mobilität zieht, wobei vor allem der Verzicht auf das Auto attraktiv ist, Stichwort Nachhaltigkeit. Dienst-Fahrräder, E-Lastenräder sowie Car- und Bike Sharing-Angebote sind eine attraktive Option.

11. Über Geld reden

Finanzielle Sicherheit ist der Gen Z sehr wichtig. Wer immer nur Leistung erwartet, dafür aber möglichst wenig zahlen will wird mittelfristig auch nur die Leistung anziehen, die im wahrsten Sinne des Wortes weniger wert ist. Anders gesagt: Je offener und je konkreter Arbeitgeber ihre Wertschätzung auch monetär ausdrücken, desto attraktiver wird sich der Bewerberpool gestalten.

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Auch hier offen und transparent kommunizieren, dass neben vielen anderen Gründen, sich für einen bestimmten Betrieb zu interessieren, auch das Gehalt fair ist und, wo möglich, durch Zusatzleistungen aufgestockt wird. Diese Art der Wertschätzung von Anfang an sichtbar machen. Und: Das Handwerk kann im Vergleich mit anderen Berufen immer mehr bieten, was das Ausbildungsgehalt betrifft.

Das alles und noch viel mehr: Ein Fazit

Damit das eingangs erwähnte, klischeebehaftete Bild der Branche nicht gegen sich arbeitet, sind die Betriebe selbst in ihrer Vorbildfunktion gefordert. Kurzum: Eine moderne Ausstattung, eine zeitgemäße Online-Präsenz, der Einsatz modernster Technologien, aktives Gesundheitsmanagement, Weiterbildungsmöglichkeiten, Gleichberechtigung und ein authentisches wie wertschätzendes Betriebsklima, in dem sich Männer wie Frauen, Junge und ältere Menschen gleichermaßen wohl fühlen, müssen gelebt werden, um smarte Mitarbeiter auf sich aufmerksam zu machen. Sie bestenfalls zu gewinnen und langfristig zu binden.

Vieles davon ist bereits selbstverständlich. Bleibt also nur noch ein to do: All die für viele Betriebe selbstverständlichen Aspekte nach außen zu tragen. Tue Gutes, und rede darüber ist das Credo, das das gute Image des Handwerks stärkt, Transparenz das Stichwort bei der Nachwuchs- und Fachkräftesuche, wie der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in seiner Kampagnenarbeit betont.


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Bereits seit 2010 macht die Imagekampagne des deutschen Handwerks erfolgreich auf die Leistung, Bedeutung und die Berufsperspektiven im Handwerk aufmerksam. Aktuelle Kampagnenmaßnahmen demonstrieren, wie das Handwerk die Menschen verändert, wie sie im Handwerk ihre Potenziale entfalten und entwickeln können. Im Rahmen der aktuellen Kampagne gibt es zahlreiche neue und zusätzliche Angebote für Handwerksbetriebe, die die Kampagne mit beispielsweise individualisierbaren Plakaten oder Berufs-Motiven aktiv für sich nutzen können. Tipps, wie Betriebe sich optimal vermarkten, inklusive. Auch der Lehrstellen-Radar der Handwerkskammern bietet eine gute Möglichkeit, auf eigene Ausbildungs- und Praktikumsangebote aufmerksam zu machen. 

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